Meine Gedanken zu
wertfrei anderen gegenüber treten
Dieses Jahr beschäftige ich mich mehr denn je mit einer wertfreien Einstellungen anderen Menschen gegenüber. Zum einen ist es eine essentielle Eigenschaften für meinen Beruf als Coach und Therapeutin, zum anderen finde ich Menschen die bereits vollkommen wertfrei leben absolut faszinierend und bewundernswert. So kam es also, dass einer meiner 13 Wünsche in den Rauhnächten der Wunsch war “Menschen wertfrei und empathisch zu begegnen”. Genau genommen war es der Wunsch, der als letztes übrig blieb und somit nicht vom Universum erfüllt wird, sondern meine Aufgabe für das Jahr darstellt. Grundsätzlich denke ich, dass ich dahingehend schon auf einem guten Weg bin und empathisch und offen auf jeden Menschen zugehe. Dennoch, gibt es Situationen in denen auch ich werte und eine voreingenommene Meinung habe. In wie weit eine Wertung normal und in Ordnung ist und ab wann es hässlich wird, würde ich in meinen heutigen Gedanken gerne mit euch diskutieren.
Wertfrei sein heißt für mich vor allem offen einem fremden Menschen gegenüber zu treten. Mit Offenheit und frei von Vorurteilen und Meinungen durch Hören/Sagen. Gleichzeitig empfinde ich das heutzutage aber als große Kunst. Treffe ich einen Bekannten von Freunden das erste Mal habe ich sehr wahrscheinlich vorab bereits Geschichten von ihm oder ihr gehört. Egal ob lustige und sympathische Geschichten oder solche über Dinge, welche ich für mich als unmoralisch oder unsympathisch werte – ich habe bereits eine gewisse Vorstellung über diese Person. Vielleicht waren diese Geschichten unbedeutend und beeinflussen mich kaum, vielleicht sorgen sie jedoch dafür, dass ich mit einer gewissen Haltung in die Begegnung gehe, die einen zweiten (eigentlich ersten) Eindruck nicht mehr zulässt. Begegne ich einer komplett unbekannten Person, habe ich vermutlich noch keine Geschichten über diese Seele gehört, verbinde womöglich aber ihr Aussehen, Auftreten, Verhalten, Kleidungsstil, Dialekt, Art zu sprechen oder ihre Geschichte mit der Anderer, über die ich eine positive, neutrale oder negative Meinung habe. Sofort bildet sich eine gewisse Erwartungshaltung, dass diese Person möglicherweise auch so oder so ist. Manchmal sind das persönliche Erfahrungen gewesen, die diese Assoziation in einem hervorrufen, manchmal aber auch einfach gesellschaftlich geprägte oder übernommene Vorurteile und Meinungen über “solche” Personen. Ersteres finde ich zwar schade und sicherlich unberechtigt aber verständlich und nicht verwerflich, sofern man dieser Person dennoch eine Chance gibt. Möglicherweise triggert diese Person ja ungewollt und unwissentlich etwas in dir und negative Erinnerungen werden hervorgerufen. Achtsam zu sein ist dann ein berechtigter Schutzmechanismus. Das Zweite ist für mich jedoch eine hässliche Eigenschaft, die ich aus meiner Welt streichen möchte. Sei es Schubladen-Denken, Hierarchie-Denken oder Rassismus, kein Mensch hat es verdient einen Stempel aufgesetzt zu bekommen, bevor man sich eine eigene und persönliche Meinung über sie gebildet hat.
Ganz ehrlich: Bist du immer wertfrei und frei von Vorurteilen oder hässlichen Gedanken? Sicher nicht. Ich würde behaupten, dass jeder von uns (vor allem während der Pubertät) hässliche Dinge gedacht oder gesagt hat. Unsere Gesellschaft fördert solche Lästereien, Neid, Missgunst, Hass und Klischeedenken ja sogar:
Jeder, halb in der Öffentlichkeit stehende Mensch wird bei jeder Kleinigkeit von der Presse zerrissen.
In großen Unternehmen sind Facility-Manager:innen und Raumpfleger:innen trotz ihrer neumodischen Bezeichnungen doch immer noch weniger Wert als ein CEO eines Unternehmens oder Vielverdiener.
Jeder der nicht heterosexuell und “normal” liebt wird in seiner Gesundheit und Psyche hinterfragt.
Jemand der nicht mit dem Strom schwimmt und unüblichen Gedanken nachgeht wird als “Querdenker” abgestempelt oder abgeschrieben.
In den “sozialen” Netzwerken werden, aus der vermeintlichen Anonymität heraus immer noch viel zu oft Hass- und Drohbotschaften an andere Menschen geschickt.
Wer auf der Straße lebt ist selbst dran Schuld und vermutlich nichts wert.
Mich ekelt so ein Denken einfach nur an, da ich nicht verstehen kann, wieso wir Menschen auf eine so widerliche Art und Weise toxisch miteinander umgehen. Kein Mensch möchte so behandelt werden. Kein Mensch kann unbeschwert sein Glück finden, der so ein Hass erleben musste. Ich denke hier kann man ewig ausschweifend über die Unbelehrbarkeit der Menschheit philosophieren und auf psychologische und spirituelle Art versuchen eine Erklärung zu finden. Doch darum geht es mir jetzt nicht. Mir geht es darum, wie man sich selbst frei davon machen kann.
Ich gebe euch heute einen Einblick auf meine frühere Art zu Denken, auf die ich nicht stolz bin aber mittlerweile akzeptieren und verstehen kann, ohne mir oder anderen Schuld zuzuweisen. Hauptschule, Realschule und Ausbildung war für mich alles nicht so viel wert wie ein Studium. Gleichgesetzt mit ihrem Abschluss waren Menschen für mich entweder faul oder dumm. Das ging soweit das ich mit Schülern der Hauptschule nichts zu tun haben wollte und mich selbst unter Druck setzte gut genug in der Schule zu sein. Klar hatten die Gedanken so gesehen einen positiven Effekt und führten zu Ehrgeiz und Fleiß, jedoch aus den völlig falschen Gründen. Und zwar aus der Angst heraus, wenn ich es nicht schaffe nicht so gut zu verdienen, dann nichts wert zu sein oder schlimmstenfalls auf der Straße zu enden. Dort zu sein wo “die” sind. Einfach nur beschämend und hässlich. Traurigerweise war ich jedoch nicht einfach nur ein eingebildetes Kind mit einer falschen Denkweise, sondern schwamm damit voll in der Masse mit, was unsere Gesellschaft wunderbar darstellt. Möglicherweise hat sich das in den letzten Jahren etwas gewandelt und Ausbildungsplätze sind heutzutage mehr gefragt denn je, da man merkte das Studenten oft die faulen Schnösel sind, die sich nur länger vor der Arbeit drücken und dann doch nicht wissen was sie machen wollen. Aber ich spreche von den 90er und 2000er Jahren, in denen ich zur Schule ging. Meine Oma war eine in ihrer Generation wenigen Frauen, die nicht nur studiert hat, sondern sogar einen Doktortitel besaß. Als Frau der damaligen Zeit, aber auch als Flüchtlingskind eine besondere Leistung, worauf sie sehr stolz war. Sie war stets unabhängig und wünschte sich das auch für ihre Kinder und Enkelkinder. Daher waren gute Noten und ein Abitur das Mindeste in unserer Familie. Daher verstehe ich woher meine Gedanken kommen und übernommen wurden und kann ihr dafür nicht böse sein. Jedes Kind ist den guten als auch schlechten Erfahrungen seiner Vorfahren ausgesetzt und anfangs unbewusst und hilflos ausgeliefert. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Muster nicht eigene Anteile sind. Sobald wir erwachsen sind, sehen und verstehen was in unseren Köpfen schwirrt, können wir uns aktiv und bewusst dagegen entscheiden und davon lösen. Diese Anteile von uns akzeptieren, integrieren oder abspalten.
Früher habe ich Menschen für – in meiner moralischen Wertwahrnehmung- “schlechte” Taten schnell verurteilt und abgestempelt. Mit meiner psychologischen Ausbildung im Hintergrund bin ich heute meist erst mal neugierig und an der Geschichte dieses Menschen interessiert. Welche Erfahrungen musste dieser Mensch machen? Wie war seine Kindheit? Was hat ihn dazu bewegt? Was geht in seinem Kopf vor? Unabhängig ob ich die Tat als solche gutheiße oder nicht, versuche ich die Seele hinter der Tat zu sehen und zu verstehen. Große Sünden und Straftaten mal außen vorgenommen (wofür es wirklich schwer ist Empathie aufzubringen und nicht zu werten), gibt es aber auch kleinere Sünden, die für viele absolute No-Gos sind. Mittlerweile denke ich da ganz anders drüber und bin viel versöhnlicher geworden. Denn ich will verstehen wieso jemand diesen Weg gegangen ist und frage mich, was seine Seele wohl lernen und erleben wollte. Durch meine spirituellen Blick auf unsere wiederkehrenden Erdenleben kann ich viel besser nachvollziehen wieso ein Erleben manchmal notwendig war. Letztlich sind wir ja alle hier um zu lernen. Ob die Tat oder die Handlung eine Person dann wirklich zu einem “bösen” Menschen macht hängst davon ab, was er daraus gelernt hat. Zeigt er Reue? Sucht er Versöhnung? Wie waren die Umstände, Beweggründe und Optionen? Durch eigene Erlebnisse und meine Arbeit und Geschichten meiner Klienten habe ich gelernt, dass man niemals vorschnell urteilen sollte und jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat.
Schaffe ich es nun aber immer vollkommen wertfrei zu sein? Klares Nein. In meinem Beruf schaffe ich es sehr gut Distanz zu wahren und nehme persönliche Meinungen selten mit ins Boot. Privat jedoch gibt es weiterhin oft Situationen wobei ich mich beim inneren Bewerten erwische und den ein oder anderen negativen Gedanken höre. Meine Wahrnehmung dafür ist jedoch größer geworden, dass es mir schneller auffällt und ich Gegenlenken kann. Selten bis kaum noch spreche ich Hässliches und Wertendes vor anderen aus. Manchmal jedoch ist man einfach in einer Verfassung und Gesellschaft in der es auch mal gut tut über jemanden herzuziehen und sich aufzuregen. Ganz klar. Die Wortwahl und emotionale Nähe hat sich dabei aber sehr verändert. Somit kann ich sagen bin ich auf einem guten Weg und stolz darauf meine Gedanken zu reinigen. Statt Hass, Neid und Schadenfreude gibt es nun viel mehr Mitgefühl, Freude und Schönes in meinem Kopf. Das liegt jedoch mitunter auch daran, das ich darauf achte, was ich konsumiere (Filme, Musik, Videos, Social Media und Nachrichten) und mit wem ich mich umgebe. Nicht nur andere Menschen, sondern eben auch soziale Medien, Filme, TV Shows und Musiktexte haben großen Einfluss auf uns. Es ist wichtig darauf zu achten, wem und was wir da erlauben ständig in unseren Geist zu dringen. Toxischem Verhalten und Inhalten gebe ich einfach keinen Raum mehr. Jeder hat die Macht über seine Gedanken und es bedarf meist nur eine feste Entscheidung etwas zu verändern.
Ich habe mit meinem Freund über das Thema Wertfreiheit gesprochen und er hat eine viel irdischere und kalte Meinung dazu. Er sagt ganz klar, dass werten zu uns Menschen dazu gehört. Es liegt in unserer Natur und wäre ganz normal. Ich glaube er hat recht und wir werden eh nie aus unserem Kopf bekommen. Zumal werten ja auch etwas ganz persönliches ist und uns hilft zu orientieren und zu finden. Ich habe beispielsweise eben geschrieben, dass ich ganz bewusst entscheide wem und was ich erlaube Einfluss auf mich zu nehmen. Dafür bedarf es eine vorherige Wertung und Einschätzung, dass mir dies oder jenes nicht gut tut oder in meinen Augen toxisch ist. Werten ist in diesem Falle also eine angebrachte Schutztaktik für mich und vollkommen ok. Wichtig ist vielleicht viel mehr sich dieser persönlichen Wertung bewusst zu sein und das Bewertete dennoch sein zu lassen wie es ist. Ich denke es wäre ein wertvoller Schritt wenn wir Menschen lernen würden uns unseren Gedanken und Wertungen einfach bewusster zu werden und sie als solche, ganz persönliche Einschätzungen wahrzunehmen. Um das zu lernen kann Meditation und Selbstreflektion sicherlich gut helfen. Offenheit für Feedback anderer ist zudem wichtig, um sich seinen Aussagen und Gedanken manchmal überhaupt bewusst zu werden, damit dann neue Gedanken oder Bewertungen impliziert werden können.
Manchmal gibt es jedoch auch tiefsitzende und unterbewusste Glaubenssätzen, die uns unser Leben schwer machen. Darüber können wir manchmal nicht ohne Hilfe Kontrolle erlangen. Eine Psychotherapie und vor allem Hypnosetherapie kann jedoch dabei helfen, dein Mindset zu reinigen und Blockaden zu lösen. Fühl dich also eingeladen dich bei mir zu melden, wenn dies bei dir der Fall ist und dir der Wunsch danach ist.
An dieser Stelle möchte ich dieses Thema vorerst beenden, gleichwohl es unendlich groß ist. Da es mein persönliches Thema für dieses Jahr ist und auch ich immer dazu lerne und gerne andere Meinungen und Ansichten aufnehme, würde ich mich sehr über deine Gedanken dazu freue. Was denkst du über ein wertfreies Miteinander? Geht das überhaupt? Wie gehst du persönlich damit um und was hast du schon diesbezüglich erlebt? Schreib es mir gerne in die untenstehende Nachrichtenbox, sodass ich eine E-Mail von dir erhalte oder schreib mir per What’s App. Deine Gedanken dienen lediglich meiner persönlichen Weiterbildung in diesem Thema und werden daher vertraulich behandelt.
Ich danke dir vorab für deine Offenheit und dein Vertrauen und dafür, dass du meine Gedanken gelesen hast.