Yoga-Frauen-Retreat
Diesen Sommer habe ich mich mit einigen privaten Themen rumgeschlagen, fühlte mich von der gesellschaftlichen Yang Energie ausgelaugt und oft nicht ganz bei mir oder neben mir. Das Gefühl der Erschöpfung und Antriebslosigkeit war so hoch, dass ich mir sehr viel von einer Auszeit für mich in Form eines Frauen-Yoga-Retreats erhoffte, von dem ich euch hier umfangreich erzählen möchte. So viel kann ich schon mal verraten. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt und ich bin wahnsinnig dankbar diese kleine aber wundervolle Reise angetreten zu haben.
Am Freitag den 28. Juli ging es nach einem letzten chaotischen Arbeitstag endlich los. Ich wusste, dass ich aufgrund meines Freitags Life Kinetik Kurses verspätet dort ankommen werde, was mich anfangs etwas ärgerte. Die Fahrt war länger als gedacht und ich habe mich noch verfahren, weshalb ich etwas aufgelöst auf dem Bauernhof in Heidenfahrt ankam. Die anderen Frauen hatten bis dato bereits ihre erste Yogaeinheit hinter sich und ich stieß passend zum Abendessen dazu. Der Empfang war sehr herzlich und meine Bedenken den Anschluss zu verpassen waren völlig unnötig. Anna und ihre Freundin Hannah bereiteten für den ersten Abend ein Chili sin Carne für alle vor und richteten das Buffet mit selbstgebackenem Brot, frischer Limonade mit Kräutern des Hofes und leckeren veganen Naschereien wie Powerballs liebevoll und schön dekoriert an. Wir aßen unter einem Pavillon im Freien und ich konnte schnell in die Gespräche der Frauen einsteigen und an diesem ruhigen Ort in der Natur ankommen. Meine beste Freundin Lea, die ich bereits seit der Grundschule kenne und mit der ich meine spirituellen Interessen teile war mit mir dort. Sie hatte bereits am Nachmittag ihr Zelt für uns aufgestellt, indem wir das Wochenende gemeinsam schliefen. Nachdem ich mich eingerichtet hatte und den Bauernhof kennenlernte, kamen wir im Begrüßungskreis zusammen. Dafür richteten Anna und Hannah eine der Scheunen auf unglaublich liebevolle Art und Weise und einem guten Blick fürs Detail her. Lichterketten, Kerzen, Bilder, Yogamatten und Decken ließen diesen Ort warm und gemütlich wirken. Ursprünglich war alles unter freiem Himmel geplant gewesen, aber das deutsche Sommerwetter forderte diese wunderschöne Alternative. Anna und Hannah schafften nicht nur materiell, sondern auch energetisch einen behüteten und vertrauten Raum indem wir uns alle öffnen und zeigen konnten. Jede einzelne Frau stellte sich sehr persönlich vor und erzählte uns von ihren Erwartungen und Beweggründen für dieses Wochenende. Schnell hatte man das Gefühl, schon lange beisammen zu sein und sich zu kennen. Dies führte dazu, dass auch ich mich schnell auf alles einlassen konnte – selbst auf die Dinge, vor denen ich anfangs noch etwas skeptisch war. Letzten Endes stellte sich aber beispielsweise das freie Tanzen am ersten Abend als einer der schönsten Momente für mich heraus. Mit geschlossenen Augen bewegten wir uns ganz ungezwungen und frei zur Musik und ich kann euch sagen, so weiblich hatte ich mich lange nicht gefühlt. Total beseelt und entspannt sind wir in unsere Zelte gekrochen und hatten am nächsten Morgen, trotz wenig Schlaf, total viel Energie.
Die Tage begannen mit vorheriger Absprache immer im Schweigen. Dies war für mich an sich nichts neues, doch in einem Zelt zu zweit ohne bereits sitzende Morgenroutinen, brauchte es doch flüsternde Absprachen mit Lea. Erst zum Frühstück nach der ersten Einheit der Entspannung sprachen wir alle wieder. An diesem zweiten Tag wurden wir nicht nur mit Yoga sondern auch mit verschiedenen Übungen der Achtsamkeit und Reflektion beschenkt. Zum Beispiel führten wir uns gegenseitig barfuß und blind über die Wiese, damit wir durchs fühlen unsere Umgebung wahrnehmen konnten. Wir bekamen Fragen wie „Was ist für dich Weiblichkeit“ gestellt, die wir auf eine spannende Art und Weise mit einer Partnerin beantworten sollten. Solange eine Frau sprach und ihre Antwort versuchte zu formulieren, sollte die andere Frau schlichtweg zuhören ohne zu reagieren. Das klingt einfacher als es ist. Auf die gleiche Weise sprachen wir auch über das Thema Sehnsucht. Am Mittag hatten wir, nach einem gemeinsamen Essen, Zeit für uns, die ich nach einem kleinen Powernap, am Strand in Heidenfahrt am Rhein verbrachte. Das war an einem Seitenarm des Flusses, sodass die Strömung nur ganz leicht war und wenige Boote fuhren. Es war wie ein kleines Reinigungsritual nochmal alles abzugeben was mir im Weg stand an diesen Tagen und mich mit neuer Energie für den zweiten Teil des Tages aufzuladen. Eine der Teilnehmerinnen hatte mich begleitet und wir hatten ein tolles Gespräch über meine Themen. Auf dem Weg hielten wir außerdem Ausschau nach ein paar Naturgegenständen, die wir für eine Bastelaufgabe am Sonntag sammeln sollten. Ein Schritt raus aus meiner Komfortzone war das duschen in der Naturdusche, die letzten Endes lediglich aus einem befestigten Gartenschlauch bestand und kaltes Wasser spendete. Es ging erstaunlich gut und war echt ein Erlebnis. Am Abend bereiteten wir als Gruppe ein Abendessen mit Sommerrollen vor. Dabei konnten wir uns alle gut austauschen und das selbst zubereitete Mahl umso mehr genießen. Im Anschluss kam ein weiteres Highlight des Wochenendes. Die Kakaozeremonie. Wie bei meiner ersten Kakaozeremonie bei Anna lief es auch diesmal sehr ähnlich ab. Sie begleitete die Meditationen mit Gesang und lies uns achtsam die Wirkung von Mama Kakao im Körper spüren. Die Intensität und das Thema der Zeremonie war uns vorher wohl allen nicht so bewusst. Dieses erwartungsfreie und offene Eintauchen im vollen Vertrauen in die Arbeit der beiden Frauen lies zu, dass dieser Moment nicht nur bei mir einiges aus- und auflöste. Einfach magisch was dabei passierte. In einer absolut harmonischen, friedlichen und vertrauten Stimmung verbrachten wir den Abend bis spät in die Nacht mit dem Singen von Mantras. Auch das war für mich ein Erstes Mal, welches sich als wunderschön und heilsam herausstellte. Das ich grundsätzlich aber gerne singe machte es natürlicher einfacher, direkt mit einzusteigen. Die zweite Nacht war bei mir ganz tief und erholsam.




Am Sonntagmorgen stand ich (bekennender Morgenmuffel) extra früh auf um beim Sonnenaufgangs Yoga dabei zu sein. Ich wollte einfach alle Angebote des Wochenendes für mich mitnehmen und ich bin sehr froh, dass ich diesen Programmpunkt nicht verpasst habe. Wieder schweigend machten wir uns auf den Weg zu einer Wiese unter einem ganz alten und großen Baum am Rande des Flusses. Dorthin wurden wir von Trixie dem Hofhund und Felix dem Kater begleitet. Ganz entspannte lag Trixie zwischen unseren Yogamatten und Felix streunerte um uns herum um die Lage zu checken. Hannah erzählte uns später, dass Felix die Aufgaben des eigentlichen, schon sehr alten Wachhundes Trixie übernommen hat und immer versucht die Herde beisammenzuhalten. Das war echt zu süß mit den Vierbeinern. Das Licht am frühen Morgen und die noch kühle Luft machten den Moment dann vollkommen. Zurück auf dem Hof ging es direkt mit der eigentlichen Yogastunde die fest auf dem Programm stand mit allen Frauen weiter. Dabei lernte ich Hormonyoga kennen, was ich nicht wirklich beschreiben kann, aber mir unglaublich guttat. Der Sonntag war gefüllt mit dem Basteln eines Naturmobiles unserer gesammelten Gegenstände und einer weiteren Meditation. Im Abschlusskreis ließen wir dann alle die Tage Revue passieren, lasen uns gegenseitig unsere Haikos (Gedichtsform), die wir geschrieben hatten vor und stimmten zum Abschied nochmal in ein paar Mantras ein. Währenddessen gab es nochmal leckeren veganen Kuchen und kleine Aufmerksamkeiten in Form eines Geschenkes von Anna und Hannah.
Das Wochenende war alles in allem einfach ein Traum. Die perfekte Auszeit für Frauen und die perfekte Auszeit für mich, die ich so sehr ersehnt und gebraucht hatte. Jetzt, einen Monat später kann ich wirklich sagen, dass es etwas verändert hat. Ich fühle mich viel leichter. Ich bin bei mir und in der absoluten Gelassenheit. Ich bin im Vertrauen und voller Energie. Die Kreativität fließt förmlich aus mir und die Motivation für meine Arbeit riesig. Das Wochenende war wie ein Anstoß für mich voll in meine Träume zu investieren und das Leben einfach zu genießen wie es ist. Mich frei zu machen von Erwartungen und Grenzen. Gerne teile ich meine beiden Haikos mit euch, die wunderbar meine Erkenntnisse zusammenfassen und euch einen Eindruck davon geben, mit welchen Themen ich mich persönlich auseinandergesetzt habe.
*
Du darfst genießen,
sein im Moment wie er ist.
Ich bin es mir wert.
*
Es darf einfach sein.
Alles kommt zu seiner Zeit.
Erwartungen dürfen gehen.
*